William Tell Chapter Switzerland

WTC Ride to Budapest

Pünktlich um 7:00 Uhr traf sich ein kleines Grüppchen von 6 WTC-Bikern auf dem Parkplatz der Autobahnraststätte Herrlisberg. Alle waren schon hellwach und konnten die Vorfreude auf die erste Etappe unserer „Road to Budapest“ kaum verbergen. Zufällig fuhr wenige Minuten nach uns der Riesenkonvoi von den Northwest und Midland Chapters vor. Geschätzt waren es über 50 Biker, die in 3 Konvois fuhren. Schnell aufgesessen und auf und davon! Wir wollten uns nicht von diesem Konvoi „fressen“ lassen und haben uns auf der Autobahn zügig an die österreichische Grenze bei Rankweil bewegt. Beim Harley-Dealer vor Ort gab es einen Kaffee, der uns vom Team netterweise offeriert wurde. Und der eine oder andere hat noch eine Kleinigkeit eingekauft.

Weiter ging die Fahrt von Rankweil über den Hochtannbergpass nach Elmen. Früher war da mal das kleine Kaffee Treibholz, welches von Karsten und Kerstin geführt wurde. Den Blinker rechts gestellt und bald gemerkt, dass da ein neues Gebäude steht. Schade! Der Schreibende hatte sich die ganze Fahrt auf einen leckeren Kuchen gefreut. Dann musste halt improvisiert werden. Am Plansee fanden wir ein schönes Restaurant, das Hotel Forelle, mit einer Terrasse und mit einer beeindruckenden Aussicht auf den See. Es war jedoch jenseits von 30 Grad, weshalb wir unisono beschlossen, drinnen zu essen. Das sollte nur ein Vorgeschmack auf die Temperaturen sein, die uns noch erwarteten.

Mit vollem Magen und gut hydriert ging unsere Reise weiter über Innsbruck, am Chiemsee vorbei, zum Harley-Dealer in Salzburg. Fünf vor Sechs stellten wir unsere Bikes vor dem Geschäft ab. Die Crew hielt den Store weiterhin offen, extra für uns! Das hatte sich für alle gelohnt. Ohnehin hatte HD Salzburg einen Hammertag. Wie uns erzählt wurde, war der Laden seit dem Morgen zum Bersten voll. Sie wurden von den Italienern buchstäblich überrannt.

Mit breitem Grinsen schwangen wir uns auf unsere Bikes, um die Schlussetappe nach Neukirchen an der Vöckla unter die Räder zu nehmen. Das Böckhiasl war unser erstes Etappenziel, wo Liselotte und Roger schon seit gefühlten Stunden auf uns warteten. Sie hatten ihre Bikes in den firmeneigenen Van geladen und waren mehr oder weniger direkt zum Hotel gefahren.

Der Abend im hoteleigenen Garten war lauschig und das Essen reichlich. Draussen hing so ein Typ um unsere Harleys rum und konnte sich kaum lösen. Die Begeisterung war ihm anzusehen, da er mit einem breiten Grinsen Selfies machte. „Das ist ja Martin Semmelrogge!“; stellte Tina aufgeregt fest. Der Schreibende hatte den Schauspieler, bekannt als 2. Wachoffizier in „Das Boot“, auf den ersten Blick nicht erkannt, da das Leben deutliche Spuren an ihm hinterliess. Anyway; der Moment war zu einmalig, um ihn nicht festzuhalten. Schnell wurden ein paar Worte mit Martin gewechselt und ein Fotoshooting arrangiert.

Der Morgen fing sonnig und mit einem reichhaltigen Frühstücksbuffet an. Semmelrogge war auch schon wach und hing wieder um unsere Bikes rum. Gerüchteweise soll er ja eine eigene Harley haben. Schnell die Sachen verstaut und aufgesessen. Die zweite Etappe nach Klingenbach im Burgenland stand an. Die Strecke führte uns entlang des Attersees auf die südliche Route durch die Steiermark, durch zwei Nationalparks und über verschiedene schöne Pässe. Nach dem Pötschenpass, auf der Suche nach einer Gaststätte, sind wir auf das exklusive Lotus Museum in Bad Ausee gestossen. Das Strahlen in Hans‘ Augen war der Besuch allemal wert.

Der Rest der Strecke ist schnell erzählt. Auf der Semmering-Autobahn, vorbei an Leoben und Wiener Neustadt sind wir noch rechtzeitig zum Apéro im Weinwirtshaus in Klingenbach angekommen. Die Strecke zwischen Nickelsdorf und Leoben ist Ödland. Auf der Suche nach Mittagessen landeten wir auf einem Campingplatz bei Kalwang, wo sie uns nur widerwillig einen Schinken-Käsetoast machten. Der Ort war alles andere, als gastfreundlich, weshalb wir uns schnell auf den Weiterweg machten. Ach ja, und vor Leoben wurden wir auch eingenässt. Deshalb, runter von der Autobahn und das Regenzeug angezogen. Dieses behielten wir dann bis Klingenbach an, bei nahezu 30 Grad!

Der Abend mit gutem Wein aus der Region und feinem Essen gestaltete sich feuchtfröhlich. Irgendjemand war dem ungarischen Fusel „Unicum“ äusserst zugetan und bestellte noch mehrere Runden.

Mit Kopfschmerzen aufgewacht, ging es auf unsere letzte Etappe nach Budapest. Nachdem wir die ersten 20 km über schön geschwungene Landstrassen durch kleine Dörfer gefahren sind, bogen wir auf die neue Autobahn M85 in Sopron ab. Die war so neu, dass sie nicht mal im Navi angezeigt wurde! Wir hatten schon am Vorabend vereinbart, dass wir uns zügig nach Budapest bewegen. Je mehr wir uns der ungarischen Hauptstadt näherten, desto mehr übernahmen die Harley-Riders das Geschehen auf der Strasse. Zeitweise herrschte bei Stausituationen die nackte Anarchie. Und die Autokolonnen wurden links und rechts überholt. Richtig so, bei 37 Grad im Schatten!

Nach Budapest ging es zuerst flüssig rein, bis zur Grossen Markthalle, wo der Verkehr schlagartig zum Stillstand kam. Baustellen waren die Ursache des Übels. Und wir badeten in unserem eigenen Schweiss! Irgendwann verliess uns die Geduld. Und als uns noch ein lokaler Reiseführer sagte, dass die Bussspuren auf der rechten Strassenseite für Harley-Fahrer reserviert sind, gab es kein Halten mehr. Blinker rechts, und alles überholt, was uns im Weg stand. Was für ein grossartiger Moment! Auf diese Weise kamen wir dann schnell im Hardrock Hotel an, wo wir die nächsten Tage bleiben sollten.

Roger und Liselotte kamen einiges später an mit ihrem Van. Wir hatten unsere Harleys bereits in der Tiefgarge versorgt, als beide feststellen mussten, dass ihr Gefährt für die Tiefgarage zu hoch ist. Und wie sich nach längerer Diskussion mit dem Concierge herausstellte, gab es in ganz Budapest keine Garage, wo sich das Fahrzeug parken liess. Also blieb nichts anderes übrig, als den Bus in der Strasse vis-a-vis zu parken. Der Concierge versprach, das Fahrzeug alle zwei Stunden zu verschieben, damit es keine Parkbusse gibt. Nun, das war etwas optimistisch gedacht. Natürlich hatten Roger und Liselotte nach der Rückkehr vom Harley-Village ein Ticket an der Frontscheibe! Das Hotel liess sich nicht lumpen und übernahm die Sache anstandslos.

Wie gesagt, waren wir bereits am Donnerstagnachmittag im Harley-Village, quasi im Vorgarten der Puskas Arena. Das Gelände war weitläufig mit vielen Ständen und der grossen Hauptbühne, wo die grossen Acts im Laufe der vier Tage auftraten. Es war noch immer deutlich über 30 Grad, was uns entsprechend durstig machte. Auf dem Weg zur HOG-Lounge trafen wir Tom. Nun waren wir fast komplett. Hans hatte für uns in einem typisch ungarischen Restaurant in der Innenstadt zum Abendessen reserviert, wo auch Erika zu uns stiess. Im „Sir Lancelot“ war die Völlerei Programm. Wir erhielten zwei Riesenschlachtplatten mit allem, was an Fleisch in der ungarischen Küche verarbeitet wird. Auch wenn wir uns bemühten, hatten wir keine Chance, alles aufzuessen.

Der Freitagmorgen war für Sightseeing bestimmt, während andere den Tag langsam angingen. Nach dem Mittag begaben wir uns alle mit der Metro zur Puskas Arena. Der Spaziergang von der Station zum Harley-Village war nur ein Vorgeschmack der Hitze, die uns noch erwarten sollte. Bei gefühlten 40 Grad schlichen wir zum Festgelände. Dort angekommen hiess es, schnell einen Tisch im Schatten finden. Erwartungsgemäss waren die besten Plätze bereits belegt und wir setzten uns zu einer einzelnen Person. Im Gespräch erfuhren wir, dass der Typ aus Mexiko auf Geschäftsreise war und er zufällig sah, dass die 120-Years Party in Budapest stattfindet. Also setzte er sich von Zürich in den Flieger nach Budapest. Glaubt es oder nicht, der Mexikaner ächzte unter der Hitze und meinte; „so schlimm ist es bei uns nicht“.

Für den Abend hatten wir schon eine Reservation in einem Restaurant mit grossem Innenhof. Just als wir uns setzen wollten, begann es heftig zu stürmen. Wir entschieden uns, drinnen zu essen, was sich bald als kluger Entscheid herausstellte. Es schüttete, wie aus Kübeln. Wir erfuhren am nächsten Tag dass eine Mehrheit der Partygäste im Harley-Village das Weite oder einen trockenen Platz suchten.

Mit einer glücklichen Anspannung und etwas Vorfreude auf den morgigen Rideout gingen wir spät zu Bett. Nach einer kurzen Nacht trafen wir uns um 8 Uhr zum Frühstück, damit wir um 10 Uhr bei der Arena sind. Der Rideout sollte um 11 Uhr starten und war nur für jene 6‘000 Biker, die sich noch im Dezember das Party-Package sicherten. Alle anderen mussten am Strassenrand zusehen. Und dann gab es noch die VIP-Aufkleber. Wie auch immer konnte sich das Bündner-Chapter einige der begehrten VIP-Zutritte sichern. Und wir bekamen zwei davon. Danke Max! Das hiess; Mitfahren an vorderster Front. Zuvorderst waren die Riders mit den Nationalflaggen. Und dann kamen gleich wir. Herrlich, wie wir uns zum Aufkollonieren einfach von vorne den Zutritt „erarbeiteten“. Der grosse Rest musste hinten anstehen. Immer noch besser, als nicht mitfahren!

Der Konvoi setzte sich pünktlich in Bewegung. Nach der ersten Kurve aus der Arena raus, blickte man in eine Wand von Menschen, die ihre Handys vor sich hielten und uns frenetisch zujubelten. Gänsehautstimmung pur! Sowas sieht man nur an der Tour de France oder dem Giro d‘Italia. Und so ging es auf der ganzen Strecke weiter. Überall und auf beiden Seiten der Strasse begeisterte Menschen, die uns zujubelten. Auf der Kettenbrücke standen einige Verwegene auf den seitliche Brückenbögen, um die beste Sicht zu haben. Crazy! Dieses Erlebnis war einmalig! Wir liessen den Nachmittag im Harley-Village ausklingen, um danach am Abend nochmals zurückzukommen. Für den Abend waren „The Darkness“ als „main Act“ angesagt. Die Jungs um Leadsänger Justin Hawkins liessen es krachen und bewiesen damit, eine der besten Live-Bands zu sein.

Der Sonntag war irgendwie Chillout-Day. Wir gingen etwas durch die Innenstadt spazieren und nahmen ein gepflegtes Essen im Café Gerbeaud ein. Und plötzlich war in der Stadt etwas Ruhe eingekehrt, weil sich die meisten Harley-Riders schon früh auf den Heimweg machten. Es war wieder heisser, als am Samstag, was einen Teil der Gruppe zu einer Donaufahrt animierte. Für den Abend hatten wir auf Empfehlung des F&B Managers unseres Hotels, Attila, in einem Michelin-Restaurant reserviert. Das Ambiente, der Food und die Bedienung im Hoppá Bistro waren einmalig.

Für die Rückreise hatten wir uns früh verabredet, um zügig aus Budapest rauszukommen und die Fahrt Richtung Maribor anzugehen. In Budapest war das übliche Verkehrschaos einer Grossstadt. Doch wir hatten dazugelernt! Die stehenden Kolonnen rechts überholt und raus auf die Autobahn. Vorbei am Plattensee fuhren wir durch ungarisches Flachland. Kurz vor der ungarisch-slowenischen Grenze machten wir in einem kleinen Restaurant mit schattigen Gartensitzplätzen halt. Dort gab es auch gute Pizza aus dem Holzofen. Von unseren Plätzen hatten wir direkte Sicht auf das Geschehen am Ofen. Gestärkt ging es weiter Richtung Maribor. Inzwischen war das Thermometer wieder deutlich über 30 Grad angestiegen.

In Maribor angekommen, mussten wir erst zweimal um die Häuser kurven, um den Hoteleingang in der Fussgängerzone zu finden. Schnell eingechecked. Denn es galt, den Flüssigkeitshaushalt rasch auszugleichen. Maribor erscheint von aussen im bestem Glanz. Alle Häuserfassaden in der Innenstadt waren neu verputzt und die Plätze und Gassen waren mit neuen Pflastersteinen belegt, bzw. es wurde in gewissen Ecken noch daran gearbeitet. Offenbar hatte die EU grosszügig Gelder gesprochen! Dass es hinter der schönen Fassade provinziell und unkultiviert zugeht, mussten wir dann beim Dinner im lokal angesagten Steakhouse erfahren. Kurz, unsere Steaks waren so lange gegart, dass man sie nicht mal schneiden konnte. Auch mit dem zweiten Versuch wurde es nicht besser. Der Kellner belehrte uns, dass dies so sein müsse und versuchte tatsächlich, uns die ungeniessbaren Fleischziegel zu verrechnen.

Nach einem reichhaltigen Frühstück in unserem Hotel Maribor ging es auf die zweitletzte Etappe nach Meran. Unsere Route führte uns zuerst entlang der Drau nach Klagenfurt. Schon nach 15 Minuten kamen wir in den ersten Regenschauer. Also, Regenzeug angezogen und weiter. Nach gut einer Stunde konnten wir uns den Regensachen wieder entledigen und die Sonne brannte gnadenlos vom Himmel. Unser Ziel war der Harley-Dealer in Klagenfurt. Doch zuerst mussten wir uns durch den Mittagsstau in Klagenfurt kämpfen. Es ist schon erstaunlich, wie eine solche Kleinstadt im Nirgendwo mit dem Verkehr zu kämpfen hat. Kaum hatten wir unsere Bikes vor dem Harley-Dealer geparkt, haben sich die Himmelsschleusen ein weiteres Mal stark geöffnet und liess es wie aus Kübeln schütten. Nur gut, dass die Mittagspause anstand. Nach einem ausgedehnten Shopping haben wir uns im Dealer-eignen Restaurant gestärkt. Und als wir mit dem Essen fertig waren, lachte schon wieder die Sonne, das heisst, sie brannte auf uns nieder. Weiter ging die Fahrt auf der Autobahn am Wörthersee vorbei nach Lienz. Wer schon nach Faak gefahren ist, kennt die Strecke. Leben will man ja zwischen Spittal an der Drau und Lienz nicht wirklich. Nach einem kurzen Halt in einer Gaststätte auf der Strecke ging es weiter nach Bozen und Naturns bei Meran, wo wir im Hotel Gletscherblick, einem kleinen Familienbetrieb über den Rebbergen, übernachteten. Da wir erst um 8 Uhr eintrafen, machte uns die Chefin eine feine Jauseplatte und stellte einen Wein aus der Region dazu. Der Abend ging viel zu schnell vorbei, sodass die Stammgäste uns nachdrücklich daran erinnerten, dass jetzt Schlafenszeit ist. Alles was recht ist, um 22 Uhr ist Lichterlöschen! Capito?!

Am Morgen ging’s nach einem währschaften Frühstück auf die letzte Etappe nach Hause. Wir fuhren auf ziemlich direktem Weg über den Ofen- und den Flüelapass nach Davos und dann durchs Prättigau ins Unterland. Doch zuerst hatte uns der Hunger zu einem Halt bei Hatecke in Zernetz verpflichtet. Das Feinkostgeschäft ist eine Institution in St. Moritz und hat auch Filialen in Zuoz und Zurich. Da dies Christian‘s Heimat ist, kannte er den Chef aus der Schulzeit und konnte uns sonst viel zur Entstehungsgeschichte von Hatecke erzählen. Übrigens, die verschiedene Salsiz-Varianten sind eine Verkostung wert.

Auf der A3 eingespurt war es natürlich unabdingbar einen Schlenker bei Bündnerbikes zu machen. Für die einen gab es noch etwas kleines einzukaufen, für den Rest einen feinen Kaffee an der Bar. Danach nahmen wir die letzten Kilometer unter die Räder mit dem Ziel Restaurant Hanegg in Wädenswil, wo wir ein letztes Mal gemeinsam einkehrten.

Es war schön, wieder zu Hause zu sein. Noch schöner waren die Tage gemeinsam on the Road und in Budapest. Diese Erinnerungen bleiben für immer.

Bericht: Martin Böttcher
Bilder: Major Tom

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