Greyerzer-Tour
Unser Staunen gilt fast immer dem Grösser, Höher, Weiter, Besser – aber kaum mehr sind wir als moderne, rationalaufgeklärte Menschen baff über das Naheliegende, Unscheinbare, Einfache.
Die Wunder des Alltags nehmen wir selten als staunenswert wahr: den Aufgang und Untergang der Sonne, die weite Landschaft, die hohen Berge, die blühende Blume, das Lächeln eines Menschen.
Warum täte solches Staunen gut? Diese unvoreingenommene Weltsicht ist ein Staunen, das uns innehalten lässt und uns zum Nachdenken über den Sinn der Welt und unser Dasein bringt. Staunen kann ein offenes, neugieriges Anschauen des Lebens sein, ohne dass man damit ein bestimmtes praktisches Interesse verfolgt. Am Wochenende vom 17./18.9.2022 – anlässlich der Greyerzer-Tour – wurden wir über das ganze Wochenende von einem Staunen ins Nächste versetzt.
Pünktlich um 9.00 Uhr machte RC Ruedi uns mit der Fahrstrecke bekannt und los ging es guten Mutes Richtung Huttwil zu unserer ersten Kaffeepause, parkiert auf dem Parkplatz «Nur für soziale Dienste». Trotz den dunklen Regenwolken behielten wir den guten Mut – die Regenschutzanzüge blieben versorgt, jedoch jederzeit griffbereit. Wie den ganzen Vormittag, Ruedi schaffte es einfach die drohenden Regenwolken zu umfahren.
Die Fahrt führte uns über Affoltern im Emmental und dann weiter Richtung Gurnigel. Doch kurz vor Riggisberg brachten uns intensive Regenwolken in die Schutzanzüge – aber unsere Schutzanzüge vermochten die Wolken in Kürze wieder zu vertreiben und die Sonnenstrahlen wurden intensiver.
In Riggisberg – leider noch in den Schutzanzügen und somit verdeckten WTC-Gilets – empfing uns die gesamte Dorfgemeinschaft mit etwas Erstaunen, teils verwundert am Strassenrand. Doch nach 200 Meter war die Ehrenfahrt zu Ende – die Polizei wies uns in eine Seitenstrasse. In Kürze kämen da 250 Kühe und Rinder von den Alpen rund um den Gurnigel – auch vom Gurnigelpass. Natürlich genossen wir dann mit Begeisterung die buntgeschmückten Heimkehrenden und im Gegenzug genossen die Älpler unsere Harley’s.
Und dann ging es in einer mehr oder weniger ausgeprägten Slalomfahrt etwas langsamer aber sauber und sicher zwischen den Kuhfladen bergwärts. Beim Restaurant auf dem Pass wurden wir von Silvia Weber mit offenen Armen begrüsst, die uns bis am Sonntagmorgen auch Gesellschaft leistete. Nach einem feinen Mittagessen – ohne Drum und Dran, wir hatten jetzt mehr als eine Stunde Rückstand – fuhren wir der herrlichen Passstrasse ins Freiburgische und danach direkt ins Hotel Gruyères.
Wegen der Slalomfahrt gab es nur eine ganz kurze Verschnaufpause und schon war die ganze Truppe unterwegs im stark frequentierten Städtli direkt zum Schloss Greyerz. Mit viel Sympathie und Wissen führte uns Madeleine, eine der Schlossführerinnen, durch das im 13. Jahrhundert erbaute Schloss. Das Abendessen mitten im Städtli – einfach einzigartig. Die Tischrunde entschied sich für Fondue und Raclette. Beide Gerichte waren göttlich und trotz Zankerei hatten wir im Grundsatz ja auch immer Brot in Fülle. Natürlich kam bei solchen Gerichten das gemeinsame Sitzen an einem Tisch voll zur Geltung und die amüsante Unterhaltung mit seinen Lachern behalten wir gerne in Erinnerung.
Der Sonntagmorgen – war das ein Blick zum Fenster raus. Unvorstellbar – schon um 11 Uhr sassen wir im Waadtland auf einer Terrasse eines Cafés und freuten uns einfach verwundert an der bereits vorhandenen Wärme. Überhaupt, die gesamte Fahrt von Greyerz über Château-de deux bis nach Schönried/Gstaad war ein Gedicht – und nach den gestrigen Eindrücken beim Schlossbesuch fühlten wir uns auch als kleine Könige. Dann kam die Anfahrt auf den höher gelegenen Landwirtschaftsbetrieb mit seinem im ersten Abschnitt grobsteinigem Abgang. Auf dem Hof erwartete uns Tatjana mit einer tollen Crew und einem Mittagessen nach feinster Essen nach echter Hausmacher-Art. Wir waren uns alle einig, die Tischrunde, das Essen, geprägt von einer vorbildlichen Gastfreundschaft, die Lage und die Sicht in die Berge – es war der Hammer. Nach einem herzlichsten Dank an Tatjana und ihrem Team ging es weiter via Saanenland und Simmental nach Thun und über den Schallenberg zur Verabschiedung in Wolhusen. Von Schönried bis nach Boltigen – kein einziges Auto stellte sich uns in den Weg – und so hatte die Fahrt auf der ausgebauten Strasse einen Traum verwirklicht.
Wir erlebten 2 Tage mit viel Wetterglück und guter Kameradschaft, gespickt mit Witz, Humor, feinen Essen und unfallfrei. RC Ruedi verdient für diese 2 Tage ein ganz besonderer Dank – wir durften phantastische Stunden mit hoher Qualität erleben – Ruedi, ganz herzlichen Dank.
Text: Alfons
Bilder: Major Tom