An der Migroltankstelle in Zug kurz nach acht Uhr stehen schon alle bereit. Alle? Nein, einer fehlt, aber zum Glück gibt es Handys. Als Ivan dann auch zu uns stösst, können wir losfahren. Am liebsten würde er an jeder Tankstelle, die wir passieren, halten, um einen kleinen “Gutsch“ Benzin nachzufüllen, aber das gewöhnen wir ihm schnell wieder ab !
Das Wetter ist ideal zum Fahren und so tuckern wir über den Ricken und den Hemberg durch die schöne Ostschweiz. Im Kanton Appenzell drohen Gefahren:
Ungeübte Autofahrer, die die ganze Strassenbreite (und die ist nicht
gewaltig!) benutzen und Kuhfladen, die nicht weggeräumt wurden. Bei Urnäsch gibt es den ersten Halt beim Café Bommeli. Wir geniessen die warmen Sonnenstrahlen und die feinen Nussgipfel. Andreas aus BL stösst zu uns. Er fährt eine BMW und ist somit unsere Eintrittsversicherung nach Bayern .
Nach dem Grenzübertritt in Rankweil machen wir Halt im Rest. Werkstatt, einem Mekka für Motorradfahrer, die auch den Hauptteil der Gäste ausmachen. Der Harleyburger ist so gross, dass unklar ist, ob einer allein so eine Portion essen mag (es ist unmöglich!). Marianne aus dem Thurgau trifft ebenfalls ein, bald sind wir komplett.
Bei herrlichem Wetter fahren wir los Richtung Bayern. Der Grenzübertritt wird nur von den Adleraugen bemerkt, die die blauweisse Tafel entdecken!
Während den folgenden zwei Tagen wechseln wir öfters völlig unbehelligt die Länder. In welchem Staat man sich gerade aufhält, findet man jedoch in jeder Beiz schnell heraus: Man bestellt einfach ein Almdudler. Wird es einem kommentarlos gebracht, befindet man sich in Österreich. Lacht der Kellner herzlich oder hebt fragend die Augenbrauen, ist man in Deutschland.
Das Allgäu ist wunderschön zum Motorradfahren und Herumgucken. Gegen Abend erreichen wir zufrieden unser Ziel: Kempten. Der Roadcaptain Rolf André hat uns einen tollen ersten Tag beschert. Beim Apéro mit Hugo (Holundersirup mit Prosecco) taucht der “MC Rothenburg” auf, die am Nachmittag noch einen wichtigen Termin hatten. Jetzt sind wir wirklich komplett: 14 Bikes, 16 Leute, gleichviele Frauen wie Männer, die selbst eine Harley fahren!!
Das Nachtessen ist im Gewölbekeller, wo wir ganz unter uns sind. Das Essen ist fein, die einzige Reklamation betrifft den Grappa. Aber Ritschi, der sich in diesem Bereich bestens auskennt (und noch geeicht ist von der Splügentour, wie wir vernommen haben!), regelt das sehr souverän!
Sonntag
Nach einem reichhaltigen Zmorge und einem kurzen Briefing auf der Terrasse, teilen wir uns in zwei Gruppen auf. Die eine begibt sich auf eine längere Tour rund um Kempten mit vielen tollen Alpseen in allen Farben und herrlichen Strassen mit schönen Kurven, die andere Gruppe nimmt es gemütlicher und macht noch Halt beim Schloss aller Schlösser:
Neuschwanstein.
Es sind sehr, sehr viele Bikes unterwegs, man fährt fast einhändig, so oft muss gegrüsst werden! Das Wetter ist auch perfekt, nicht zu warm, nicht zu kalt und trocken.
Zmittag ist in einem echten bayrischen Biergarten in Benediktbeuren. Ivan darf sogar Weisswürste bestellen, die es eigentlich nur zum Frühstück gibt.
Daneben müssen natürlich auch noch die Haxen gekostet werden… aber auch hier werden die Teller nicht leer, die Portionen sind sehr gross.
Beim Zvierihalt treffen wir die andern, die sich bereits auf den Heimweg machen. Rolf André’s Motorrad will nicht mehr anspringen, der Anlasser ist hin! Von jetzt an helfen Thomy und Didi immer wieder beim Anschieben, was zum Glück gut geht.
Im Hotel geniessen wir einen, von Silvia und Fredi offerierten Apéro, da sie ein paar Tage vorher ihren 19. (!) Hochzeitstag feiern konnten! Der Gewölbekeller ist einmal mehr für uns reserviert und wir schlagen uns die Bäuche voll. Nach dem Essen bummeln wir durch Kempten, das eine wunderbar kompakte, mittelalterliche Altstadt besitzt, gediegen ausgeleuchtet und natürlich autofrei.
Ein zweiter herrlicher Tag geht zu Ende. Rolf André hat uns mit seiner Tour Gegenden gezeigt, die die wenigsten von uns kennen und die uns erstaunt haben. Einige von uns werden gerne wieder einmal ins Allgäu reisen.
Montag
Graue Wolken erwarten uns, aber es ist trocken. Beim Frühstück dringen zaghafte Sonnenstrahlen durch. Wir haben einfach Glück! Über Oberstaufen und Lindenberg, d.h. auf der kurvenreichen deutschen Alpenstrasse, geht’s bis zu einem Znünihalt beim “fliegenden Bauer”, einem AusFLUGsrestaurant neben einem kleinen Flugplatz. Von dort fahren wir zurück an den Bodensee.
Natürlich ist alles unterwegs was Beine oder Räder hat und so quälen wir uns durch Friedrichshafen. Mit der Fähre von Meersburg nach Konstanz, wo sich Marianne verabschiedet, überqueren wir das Schwäbische Meer und lassen uns auf der Terrasse des Rest. Seelig (beim Thermalbad), direkt am Bodensee nieder… und warten… und warten, fast bis wir seelig werden. Aha! Und wir dachten der Name des Restaurants wird vom See abgeleitet… Kurz vor dem Hungertod erlösen sie uns mit gefüllten Tellern.
Jeanine und Ritschi, Andreas sowie Claudia verabschieden sich hier, die einen, weil sie einen sehr viel weiteren Heimweg haben, die andere, weil sie schon fast zu Hause ist.
Die weitere Fahrt führt die restliche Truppe auf Landstrassen über Frauenfeld durch Winterthur bis Zürich, von wo wir die letzten Kilometer auf der Autobahn zurücklegen. Müde aber zufrieden kamen wir schliesslich bei Rocco in Lindencham an, wo wir ein letztes Mal unseren Durst gemeinsam löschten, bevor es dann endgültig nach Hause ging.
Claudia B.